… und warum das völlig normal ist.
Kinder tauchen in eine Welt voller Wunder ein, in der Wünsche Wirklichkeit werden, Fantasien lebendig sind und alles möglich scheint – selbst das Unmögliche. Während wir Erwachsenen an physikalische Gesetze, Logik und Kausalität gebunden sind, leben Kinder bis etwa zum Schulalter in einer Welt, in der sie glauben, dass ihre Gedanken die Realität formen können und Fantasie grenzenlos ist. Diese Phase, bekannt als magische Phase, ist ein zentraler Bestandteil der kindlichen Entwicklung und wird je nach Kultur unterschiedlich wahrgenommen. Sie erklärt auch, warum dein Kind plötzlich überzeugt ist, ein Tier wie ein Hund oder eine Katze zu sein.
Was ist die magische Phase?
Die magische Phase tritt zwischen 2 und 6 Jahren auf und erreicht ihren Höhepunkt ungefähr im Alter von 4 bis 6 Jahren. In dieser Zeit vermischen Kinder Realität und Fantasie, glauben an übernatürliche Kräfte und sind überzeugt, dass ihre Gedanken oder Rituale die Welt beeinflussen können.
Typische Merkmale der magischen Phase:
- Animismus: Unbelebte Dinge (z. B. Kuscheltiere, der Mond, Stühle) werden als lebendig wahrgenommen.
- „Der Baum ist traurig, weil wir ihn nicht umarmen.“
- Allmachtsdenken: Das Kind glaubt, es könne durch Gedanken oder Rituale die Welt beeinflussen.
- „Wenn ich ganz fest wünsche, dass es morgen schneit, dann passiert es.“
- Magische Identifikation: Kinder denken, sie könnten durch Verhalten oder Vorstellungskraft jemand (oder etwas) anderes werden.
- „Ich bin heute eine Katze, miaue mich an!“
Warum wollen Kinder Tiere sein?
Viele Eltern beobachten, dass ihr Kind plötzlich als Hund durch die Wohnung krabbelt, Katzenfutter für sich beansprucht oder nur noch mit „Wuff“ und „Miau“ antwortet. Keine Sorge – das ist völlig normal und ein Zeichen für eine gesunde kognitive und emotionale Entwicklung.
Psychologische Erklärungen für das „Tier-Sein“:
1. Animismus & Personifikation
- Kinder glauben, dass Tiere menschliche Eigenschaften haben – also warum nicht selbst ein Tier sein?
- „Wenn mein Hund mich versteht, dann kann ich auch ein Hund sein!“
2. Magische Transformation
- Kinder glauben, sie können sich durch Verhalten, Kleidung oder Gedanken tatsächlich verwandeln.
- „Wenn ich vierbeinig laufe und belle, bin ich wirklich ein Hund.“
3. Fantasie & Rollenspiel
- Kinder schlüpfen in verschiedene Rollen, um die Welt aus einer anderen Perspektive zu erleben.
- „Heute bin ich eine Katze, du musst mich streicheln!“
4. Gefühl von Freiheit & Kontrolle
- Tiere haben oft mehr Freiheiten als Kinder – keine Hausaufgaben, keine Regeln.
- „Wenn ich ein Hund bin, muss ich nicht ins Bett gehen.“
5. Bedürfnis nach Nähe & Geborgenheit
- Katzen und Hunde bekommen oft viel Aufmerksamkeit – sich als Tier zu sehen, kann ein Weg sein, diese Zuneigung einzufordern.
- „Wenn ich eine Katze bin, darf ich immer kuscheln!“
Ist das normal? Wann hört es auf?
Ja, absolut! Das Tier-Rollenspiel ist eine gesunde Art, Identität, Empathie und Kreativität zu entwickeln und dient gleichzeitig als Vorbereitung auf soziale Rollen und Perspektivenübernahme. In der Regel nimmt dieses Verhalten ab dem 7. Lebensjahr ab, wenn Kinder zunehmend zwischen Fantasie und Realität unterscheiden können.
Manche Kinder spielen länger mit magischen Ideen, aber das ist unbedenklich, solange sie auch noch andere Interessen haben und nicht zwanghaft in dieser Rolle bleiben.
Wie sollten Eltern darauf reagieren?
1. Mitspielen, aber nicht übertreiben
- „Oh, du bist eine Katze? Was frisst du denn heute zum Frühstück?“
2. Realität spielerisch einbauen
- „Ja, Katzen schlafen viel – aber du bist trotzdem ein Kind, also ab in den Kindergarten!“
3. Grenzen setzen, wenn nötig
- „Katzen dürfen nicht auf den Tisch springen.“
4. Kein Abraten oder Lächerlich machen
- Die Fantasie vergeht von selbst – ein zu harter Realitätsschock kann hingegen frustrierend wirken.
Fazit
Die magische Phase ist ein wunderschöner Abschnitt der Kindheit, in dem Vorstellungskraft und Kreativität blühen. Wenn dein Kind also als Katze schnurrend durch das Wohnzimmer kriecht, sei dir sicher: Es ist nicht verrückt – es ist einfach auf dem besten Weg, die Welt zu verstehen. Und wer weiß? Vielleicht brauchst du heute einfach mal eine kleine Katze zum Kuscheln.